Erinnern wir uns:
Erst die Wirecard-Pleite, dann der parlamentarische Wirecard-Untersuchungsausschuss. Der stellt „schwere Versäumnisse“ bei der Wirecard-Prüfung und auch Versäumnisse bei Herrn Dr. Orth, dem Leiter internen der EY-Qualitätssicherung fest (Bundestag, Schlussbericht des Wirecard-UA, BT-Drs. 19/30900, 22.6.21, 1620 f.).
Unbeirrt blieb Herr Dr. Orth Mitglied im Vorstand der WPK Und sprang auch sonst, wie man hört, im Ton recht ruppig mit seinen zu EY-Wirecard andersgläubigen Kolleginnen und Kollegen im WPK-Vorstand um. Wie peinlich für den gesamten Berufsstand.
Dann ermittelte die APAS gegen 12 WP sowie gegen EY selbst wegen Berufspflichtverletzungen bei den Wirecard-Prüfungen. Fluchs verzichteten 7 WP auf ihre Bestellung. So mussten sie keine Sanktionen fürchten, denn die APAS kann nur gegen Berufsangehörige vorgehen.
Dr. Orth wurde Anfang des Jahres aus dem Berufsregister gelöscht. Jetzt ist er Ex-WP.
Und weiter für EY tätig. Stichwort: Nachhaltigkeit!
Noch im Juni 2023 wurde Herr Dr. Orth im öffentlich einsehbaren IDW-Mitgliederverzeichnis als ordentliches Mitglied geführt.
Auch im Juni 2023 fand das 35. Münsterische Tagesgespräch zur Nachhaltigkeit statt. Letzter Referent des Tages:
„Herr WP/StB Dr. Christian Orth, Partner und globaler Solution Leader für Sustainability Reporting and Assurance des Bereichs Climate Change and Sustainability Services der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Leiter des Corporate Reportings Desks Westeuropa sowie Mitglied verschiedener Gremien auf nationaler und internationaler Ebene“ (MGK e.V., Tagungsbericht zum 35. Münsterischen Tagesgespräch).
Will ich mir von diesem Ex-WP erzählen lassen, was ich zu tun und zu lassen habe?
Sogar auf der diesjährigen Kammerversammlung im Juni 2023 war Herr Dr. Orth noch mit einem Praxisvortrag zur Nachhaltigkeit groß angekündigt (vgl. WPK-Magazin 1-23, 33). Schließlich sprach doch wer anderes.
Und auch aus dem IDW-Mitgliederverzeichnis wurde Herr Dr. Orth nun gelöscht.
Eine Frage habe ich noch: Sind wir nicht alle „Solution Leader“?