Kürzlich präsentierte das IDW den Entwurf seines neuen Wertekodizes. Er ist auch Thema auf APW III/2022.
Stolz erzählte IDW-Clubchef Prof. Dr. Naumann der Presse, fünf Jahre habe man dran gearbeitet (vgl. FAZ vom 4.7.2022). Die FAZ spricht gar vom „Ehrenkodex“.
„Renommierte Experten“, derer drei an der Zahl, haben laut IDW den Prozess begleitet. Der Kodex zählt 7 Seiten – macht 9 Monate pro Seite oder eine ½ Seite pro Experte und Jahr!
Doch wer meint, damit habe Naumann das Ei des Kolumbus gelegt, wird jäh enttäuscht – wieder nix.
Worum geht ‘s?
Der Kodex soll Wirtschaftsprüfer bei ihrer täglichen Arbeit leiten und die Werte des Berufsstands in der Öffentlichkeit darstellen.
Dazu dürfen wir bald „gesellschaftliche Verantwortung übernehmen“, indem wir „die Funktionsfähigkeit der Nachhaltigen Markwirtschaft stärken“, da wir „den ökonomischen, ökologischen sowie sozialen Nachhaltigkeitszielen verpflichtet sind“.
Was meinen Sie? Für mich ist ein Auftrag schon nachhaltig, wenn ich ihn auch nächstes Jahr wieder bekomme. War dem IDW aber wohl zu einfach. Oder soll hier womöglich den großen Gesellschaften der Weg für weitere Geschäftsmodelle jenseits der Abschlussprüfung geebnet werden?
Dazu reichlich Phrasen wie: „Fehler gestehen wir ein und lernen aus ihnen“, „Einem positiven Qualitätsumfeld messen wir höchste Bedeutung bei“ und sogar alliterierend „Wir stellen Menschen in den Mittelpunkt.“
Und die Berufspflichten? Auf die haben wir immerhin unseren Eid geschworen (§§ 17, 43 WPO). Doch die sind scheinbar nicht so wichtig, werden nur peripher genannt oder sogar durch neue IDW-Pflichten verdrängt wie Integrität, Aufgeschlossenheit und wahrheitsgemäße Berichterstattung.
So veruntreut das IDW unsere Berufspflichten.